Dienstag, 14. Oktober 2014

Willkommen im Hostel!

Die ersten sechs Wochen sind um und der Alltag ist nun wirklich eingekehrt.
Antonia und ich sind mittlerweile ein eingespieltes Team im Hostel und die Kinder lernen uns und wir sie auch immer besser und besser kennen.
Generell bin ich sehr zufrieden mit meiner Arbeit, ich hab die Kinder richtig gern, auch, wenn es ab und zu mal anstrengende Tage oder Stress gibt (sie haben zum Beispiel eine Vorliebe dafür, sich gegenseitig mit Gürteln zu schlagen...). Oft muss dann eine kleine Auseinandersetzung geklärt oder einige Tränen getrocknet werden. Aber ich finde das Leben im Heim einfach nur toll, weil hier so viele verschiedene Persönlichkeiten zusammenkommen, durch die ein riesiger bunter Haufen entsteht und der den Alltag aufmischt.
Beeindruckend ist auch, dass die Kinder alle so unglaublich lebensfroh sind, auch, wenn einige von ihnen ziemlich heftige Schicksalsschläge hatten. Viele im Heim sind Halb- oder Vollwaisen. Es gibt aber auch einige, die einfach nur im Hostel leben, da ihre Eltern (auf Farmen) zu weit weg wohnen, der Schulweg zu weit weg wäre oder die Bedingungen Zuhause zum Lernen zu schlecht sind. Da das Hostel nicht gerade günstig ist (und es gibt eine ziemlich lange Warteliste - um die 65 Wartende auf insgesamt 28 Plätze) haben die meisten Paten in Deutschland oder der Schweiz, die die Kinder teil- oder vollfinanzieren.

Als wir das erste Mal an der Schule angekommen sind, haben wir uns gewundert wie schön und modern hier alles ist. Hier jetzt einige Fotos von unserem Arbeitsbereich:
Der Außenbereich. Das verspiegelte links ist die Hall, der Speisesaal, in dem alle Mahlzeiten gemeinsam eingenommen werden. Im gelben Haus rechts wohnen Conni und Markus (Hostelleiter) sowie die drei kleinsten Mädels, die sich dort ein Zimmer teilen. Geht man zwischen den Gebäuden durch, gelangt man zur Küche (hintere linke Tür) und später in das Hauptgebäude, in dem noch drei weitere Zimmer und der Gemeinschaftsraum sind.

Speisesaal
Küche
Gemeinschaftsraum - hier findet der Hauptteil des Tages statt

Also wie genau verbringen wir unsere Nachmittage?
Im Vordergrund steht natürlich erst einmal, dass alle Hausaufgaben gemacht werden. Dabei helfen wir den Kindern oft, denn viele haben große Probleme in der Schule. Dabei müssen wir allerdings aufpassen, dass wir wirklich nur Hilfestellungen geben und sie uns nicht durch Tipps und Tricks einfach dazu kriegen, dass wir ihnen die richtigen Antworten verraten. Und glaubt mir - da sind die Kinder richtig clever und gut drin!

Im Anschluss daran wird oft gespielt. Die Kiddies sind zum Beispiel komplett süchtig nach Uno. Oder es wird rumgealbert, gekämpft und aufeinander rumgeturnt.  Es gibt auf jeden Fall immer viel zu Lachen!

Da hier immer irgendetwas ansteht oder irgendwer Geburtstag hat, haben wir auch schon mehrfach gebacken. Dabei dürfen ein oder zwei helfen, die aber wie jedes Kind voll auf Teig probieren und Verzieren stehen, sobald aber abgespült werden soll, ist die Begeisterung dann nicht mehr ganz so groß.

Gerade sind wir dabei, Eis zu machen und jede Woche wird nun auch mit jemandem Pizza zum Abendessen selbst gemacht.


Typisch unsere Mädels
Das größte Highlight für die Kinder ist aber wohl, wenn sie mit unseren Kameras losziehen dürfen und tausende von mehr oder weniger geglückten Selfies (Selbstportäts) von sich schießen können. Antonia und ich haben dadurch schon einige tausend Fotos von allen möglichen Mädels auf unseren Kameras, die dabei nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihre Beine, Bauch oder Po abgelichtet haben, "um zu sehen, wie sie ausschauen". Immer wieder amüsant, sich diese im Anschluss daran dann anzusehen.
 Oder aber sie albern mit "Requisiten" herum...

Auch, wenn es hier immer mal wieder Stress gibt (es sind immerhin Kinder), haben sich aber eigentlich trotzdem alle echt lieb.

Wenn wir mal alle furchtbar gestresst und verspannt sind, massieren wir uns auch schon mal gegenseitig...oder lasst es mich so sagen: einmal massiert und du wirst sie nie wieder los. Das Gute: sie sind kompromissbereit und massieren dich im Gegenzug auch. Ja, meine Lieben, ich weiß, was ihr jetzt denkt: ich habe mein Paradies gefunden - haha. 
Und die Abende verbringen wir dann zusammen auf den Couches, flechten Armbänder, spielen, kuscheln, rangeln oder machen sonst, was uns gerade so einfällt. Natürlich bei relativ hohem Lautstärkepegel...

Das hier ist übrigens Johanna oder Amaro, unsere Hausmama, die seit gefühlten hundert Jahren hier im Hostel wohnt und arbeitet, dieses Jahr aber leider in Rente geht. Sie ist sehr eigen, aber wirklich ein Schatz und genau so wie man sich eine afrikanische "Big Mama" vorstellt.

Nun geht es nur noch darum diese sechste Schulwoche zu beenden.
Am Mittwoch wird Barbara, die das Hostel die letzten fünf Jahre geleitet hat, mit einem Braii (Grillen) und selbstgemachten "Fatcookies" (afrikanische Spezialität, vergleichbar mit Quarkbällchen/Muzen) verabschiedet.
Am Samstag steht das Cultural Festival, eine riesige Schulveranstaltung, bei der die Kinder zeigen, woran sie im Trimester gearbeitet haben und bei der viele wichtige Sponsoren aus Deutschland anwesend sein werden, an. Aus diesem Grund werden am Freitag alle Kinder im Hostel bleiben. Wir werden dann einen Filmabend mit allem drum und dran machen und im Anschluss daran übernachten alle zusammen im Gemeinschaftsraum.
Und dann, wenn alles überstanden ist, geht's für uns auch schon auf die allererste Reise in den Süden von Namibia. Danach melde ich mich dann wieder!

Sonntag, 5. Oktober 2014

Wochenendberichte

Hallo!
Schon mehrfach wurde ich jetzt gefragt, was wir denn hier in unserer Freizeit und (vor allem) am Wochenende so machen und deshalb kommt jetzt ein kleines Update von den letzten paar Wochen:
Zuallererst ein Foto von uns: Felix (Lächeln ist schwer :p), ich, Antonia, Nicolas (vlnr).
Nicolas arbeitet (auch als Freiwilliger) im Kindergarten der Christengemeinschaft, verbringt seine Wochenenden aber immer bei uns, weil er (bis jetzt) der einzige Freiwillige ist und wir ja noch ein Bett frei haben und uns alle super verstehen.

Jeden Samstag findet in der Christengemeinschaft der 'Green Market' statt. Das ist ein kleiner Markt, auf dem biodynamische Produkte und handemachte Sachen verkauft werden. Alle paar Wochen hat unsere Schule dort auch einen Stand, um Brötchen, Kuchen und Getränke zu verkaufen. Wir haben dort den Lehrern geholfen ganze 280 Brötchenhälften zu schneiden, zu schmieren und zu belegen...

Namibia ist ja bekannt für seine traumhaften Landschaften und gleich bei uns um die Ecke gibt es Krumhuk, eine 8000ha große Farm, die biologisch-dynamisch anbaut und auf deren Gebiet man wunderbar wandern gehen kann. Auch, wenn wir schon 5 Wochen hier sind, ist die Umgebung immer noch unfassbar und man staunt immer wieder über die trockene Landschaft, die trotzdem langsam anfängt zu blühen (Frühling).

Hier seht ihr unsere "Wandergruppe": Simone, Caro (die beiden 'Flensburger', die gerade für 6 bzw. 12 Wochen ein Praktikum an unserer Schule machen und mit denen wir  in unserer Freizeit auch viel unternehmen), Conni (unsere Mentorin und Hostelführerin), Felix, ich, Antonia, Nicolas.

Natürlich haben wir auch einige Tiere (siehe unten + Warzenschweine) gesehen...nur leider keine Zebras.
Springböcke
Leguan
Gnus

Antonia und ich verstehen uns super gut, da haben wir richtig Glück gebabt...und so ist ein Zimmer teilen auch gar nicht so schlimm wie erst angenommen :-)

Das ist das Auto, das wir auch mitbenutzen dürfen. Es ist ein Golf von 1996, also stolze 18 Jahre alt. Generell sind wir super glücklich, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, ein Auto fahren zu können, weil Taxi auf Dauer zu teuer ist, aber trotzdem ist es immer ein Hoffen und Bangen und manchmal hat man das Gefühl, das Auto fällt bei der Fahrt auseinander. Letzte Woche ist Antonia und mir dann das erste Abenteuer passiert: Wir hatten ein paar Sachen besorgt und wollten nun wieder nach Hause fahren. Geparkt hatten wir direkt an der Independence Street, also der Hauptstraße von Windhoek. Als wir nun aus der Parklücke rausfahren wollten - sprang der Wagen nicht an. Wir versuchten alles: mit Starthilfe, ohne Starthilfe, Vorwärtsgang, Rückwärtsgang, kein Gas, viel Gas...nichts half. Wieder einmal bewies sich die afrikanische Hilfsbereitschaft: der Mann, der neben uns geparkt hatte, bot uns sofort seine Hilfe an und schob uns zusammen mit der Parkwächterin (hier gibt es an allen öffentlichen Plätzen Parkwächter, die auf die Autos aufpassen, während man weg ist und im Gegenzug dafür ein paar Dollars bekommen) aus der Parklücke raus. Und so standen wir da nun...mitten auf der Straße, der Verkehr um uns herum. Antonia, auf dem Beifahrersitz, bemüht, auf unsere Taschen aufzupassen, ich, wartend auf der Straße und der hilfsbereite Mann am Steuer, nachdem er vier weitere Jungs herangepfiffen hatte. Weil vor uns ein Auto stand, schoben diese den Wagen nun so schnell es ging rückwärts die Straße herunter. Und fragt mich nicht wie das funktioniert hat, aber nach einigem Rütteln sprang er tatsächlich an. Antonia und ich waren so erleichtert und happy, ich wäre dem Mann am liebsten vor Freude in die Arme gefallen. Hoffentlich passiert uns das nicht nochmal, auch, wenn es im Nachhinein ziemlich amüsant ist.

Am Wochenende kochen wir abends selbst oder probieren uns durch die typisch namibischen Spezialitäten: Zebrasteak, Krokodil, Oryxschnitzel...oder Biltong (luftgetrocknetes Rind- oder Wildfleisch), das hier überall an kleinen Ständen verkauft wird. Ihr merkt; ohne Fleisch geht hier einfach gaaaar nichts. Aber ja, wir schlemmen viel...das ganze trainieren wir dann bei Zumba wieder ab. Oder aber bei der African Dance Class, die wir am Samstag ausprobiert haben und die einfach unglaublich viel Spaß macht. Es ist echt hammer, wie die Frauen (und Männer) sich bewegen können. Danach tut einem einfach alles weh, aber wir werden auf jeden Fall noch häufiger hingehen. Hier mal ein Video, damit ihr eine Vorstellung bekommt:  https://www.facebook.com/video.php?v=10152429909231329&set=o.633999466685389&type=2&theater 

Natürlich machen wir auch viele touristische Aktivitäten und erkunden nach und nach die Stadt (auch, wenn das viel durch Verfahren passiert). Woran man sich wirklich gewöhnen muss, sind die Öffnungszeiten. Geschäfte schließen hier am Wochenende viel früher als unter der Woche, meist schon um 16 Uhr. Auch öffentliche Sachen, wie zB die "Showgrounds", Windhoeks Kirmes, hat am Wochenende nur bis 21 Uhr auf und das Feiern ist auch gar nicht vergleichbar, da hier auch alles viel früher endet. Also obwohl Windhoek die Hauptstadt Namibias ist, hat sie nicht wirklich viel zu bieten (uns gefällt's hier aber trotzdem sehr gut, so ist es nicht).

Überall in der Innenstadt gibt es solche Stände, an denen die Männer und Frauen Arts and Crafts Produkte verkaufen, die sind wirklich wunderschön und mit viel Liebe zum Detail gemacht. Ich glaube an Souvenirs kann man sich hier echt tot kaufen...

 Blick auf Windhoek

Die Christuskirche
Das hässlichste Gebäude, das ich jemals gesehen habe: das Independence Museum (Unabhängigkeitsmuseum), das Namibias Geschichte erzählt. Erinnert an eine Kaffeemaschine und passt auch irgendwie so gar nicht in das Gesamtbild von Windhoek, auch wenn die Stadt selbst nicht wirklich schön ist...
...was die Natur, die Umgebung und das Wetter aber locker wieder gut machen.

Und ansonsten...entspannen wir natürlich auch mal und genießen unsere freie Zeit. Wie auf dem Bild in meinem super coolen Geburtstagsgeschenk (danke Toni und Nici! Auch, wenn es sicher Eigennutzen war :P). Wenn wir nicht gerade mit den alltäglichen Sachen, wie waschen oder putzen, beschäftigt sind (ja, bei aller Bequemlichkeit, auch das muss sein).

Die Wochenenden gehen jedenfalls immer viel zu schnell vorbei und wir haben noch viel zu viel vor...Gott sei Dank haben wir ja noch ein bisschen Zeit vor uns!