Samstag, 20. September 2014

Einblicke ins Hostelleben

Hallo ihr Lieben,
die ersten zwei Arbeitswochen sind jetzt rum und ich bereue meine Entscheidung ins Kinderheim gegangen zu sein kein bisschen. Nachdem Antonia und ich schon vorgewarnt wurden, dass die Kinder ihre Grenzen austesten würden und uns zum Teil sehr herausfordern werden, haben wir uns auf "das Härteste" eingestellt. Umso überraschter waren wir, dass alle total umgänglich und nett zu uns sind. Nett ist eigentlich viel zu wenig gesagt, alle haben uns total herzlich willkommen geheißen und von Tag zu Tag schließe ich sie mehr in mein Herz. Die Heimkinder sind super kontaktfreudig und -bedürftig; hier wird weit mehr gekuschelt als in Deutschland. Anfangs war es wirklich komisch, dass jemand, den du kaum kennst, dir so nah kommt, aber mittlerweile ist es ganz natürlich, dass du die Kinder morgens und mittags mit einer Umarmung begrüßt und abends mit einer Umarmung und "Ich hab dich lieb" ins Bett bringst. Außerdem stehen sie total auf unsere Haare und lieben es neue Frisuren auszuprobieren.
Ich hatte ja geschrieben, dass im Hostel hauptsächlich Deutsch gesprochen wird. So ganz stimmt das allerdings nicht. Untereinander reden die Kinder viel Damara (die Klick-Sprache) und Oshivambo oder aber Englisch. Lustig ist, wenn sie zwischen ihren Sprachen hin- und herswitchen (hallo Denglisch!) - da hört man dann oft so Satzkonstruktionen wie "I want some Wasser, ne?".

Während die Kiddies morgens in der Schule sind, haben wir unsere freie Zeit, die wir mit faulenzen, einkaufen oder Deutschunterricht vorbereiten und geben verbringen.
Wo ich gerade von DAF (Deutsch als Fremdsprache) spreche - das einzige, was mir noch etwas zu schaffen macht. Drei Stunden die Woche unterrichte ich fünf 9. Klässler, die alle erst seit einem Jahr Deutsch lernen. Irgendwie komme ich da nicht so rein und mir macht es auch nicht so viel Spaß. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass ich komplett auf mich allein gestellt bin und keinerlei Hinweise bekommen habe, was die Schüler schon gemacht haben und was ich ihnen beibringen soll. Wir haben zwar viel Material bei uns rumfliegen, aber trotzdem ist es schwer, die richtigen Aufgaben und Methoden rauszusuchen. Ich hoffe aber doch, dass das nur eine Anfangsunsicherheit ist und ich mit der Zeit immer mehr Spaß dran haben werde.

Unser eigentlicher Dienst im Hostel beginnt dann um 13 Uhr, wenn wir das Mittagessen aus der Küche holen, Tische decken und mit den Kindern essen. Besonders abwechslungsreich ist das Essen hier nicht: zu FLEISCH gibt es entweder Reis oder Nudeln und, wenn man Glück hat, noch etwas Salat oder Gemüse.
Nach dem Mittagessen sollen sich alle ruhig auf ihren Zimmern (die sie zu dritt, viert oder sogar zu siebt teilen) beschäftigen. Für uns gibt es ganz entspannte Stunden, in denen Antonia und ich auf der Couch sitzen, lesen, quatschen oder spielen können und dann gibt es auch nervenaufreibende Stunden, in denen die Kiddies einfach nicht ruhig sein wollen, tausend mal ermahnt werden müssen und wo du am Ende des Tages froh bist, wenn du endlich im Bett liegst. Diese Tage kommen aber eher selten vor. Im Anschluss daran sollen wir ihnen bei den Hausaufgaben helfen. Oder wir spielen alle zusammen Uno oder Twister. Die Kinder haben alle auch keine hohen Ansprüche und sind schon mit einfach Klatschspielen total zufrieden.

Beim Spülen wird oft rumgealbert - nicht selten endet das ganze in einer riesigen Wasserschlacht
Nach dem Abendessen, das wir anrichten, werden auch schon die Kleinsten ins Bett gebracht. Wir erzählen ihnen dann Geschichten, lesen vor oder singen mit ihnen.
Um neun Uhr sollen dann auch die Älteren auf ihren Zimmern sein und dann haben auch wir endlich Feierabend. Oft fallen wir sofort müde ins Bett, auch, weil wir ja wieder um 5:45 Uhr aufstehen müssen, um die Mädels und Jungs zu wecken und ihnen Früstück zu machen.


Ob ihr es glaubt oder nicht, mit meinem sonst so einfachen Namen haben alle hier die größten Schwierigkeiten. In den wenigsten Fällen bin ich Leni, sondern Lenia, Lili, Lenni, Leonie, bis ich dann (fertig mit meiner Geduld) Lena akzeptiere. Ich selbst komme mit den neuen Namen erstaunlich gut zurecht und konnte alle nach zwei, drei Tagen richtig (jedenfalls hoffe ich das) ansprechen.

Und nicht nur die Hostelkinder, sondern auch die Hosteleltern Conni und Markus sind super lieb und irgendwie unsere Ersatzeltern hier. Wir sind ein gutes Team und man fühlt sich wirklich ernst genommen und super wohl. Auch, weil die beiden echt bemüht sind uns die Gegend zu zeigen und extrem darauf achten, dass wir nicht überarbeitet sind. 

Auch, wenn die Kinder toll sind und wir gerne Zeit mit ihnen verbringen, sind wir dann doch froh, wenn sie am Wochenende nach Hause oder zu Freunden fahren und wir mal durchatmen und die freie Zeit genießen können.
Deshalb - euch ein schönes Wochenende, eure Leni

Sonntag, 7. September 2014

Unser Häuschen

 
Blick auf das Schulgelände vom Eingangstor aus. Unser Haus ist das dritte von rechts (zentral).
Während unseres Aufenthalts wohnen wir vier in einem kleinen Häuschen mitten auf dem Schulgelände.
Praktisch ist, dass wir keinen weiten Weg zur Arbeit haben und unsere Pausen zuhause verbringen können. Darüber hinaus ist das Schulgelände wirklich schön und man fühlt sich hier wie im Paradies.
Im Moment sitze ich auf unserer "Terrasse" in der Sonne und schreibe diesen Eintrag mit Blick auf den Sportplatz und ein paar Hügel.


Blick von der "Terrasse"  auf den Schulhof

Antonias und mein Zimmer
Unser Zimmer ist so klein, dass wir nicht einmal die Schranktüren schließen können. Dieser muss jetzt die ganze Zeit offen stehen - aber immerhin haben wir einen. Die Jungs haben da weniger Glück gehabt und nur ein paar Regale im Zimmer stehen.

Wohnbereich mit kleiner Küche
(hinten links: Bad, Gittertür: Garten, hinten rechts: Mädelszimmer, vorne rechts: Jungszimmer)

Unser "Garten" :D

       Liebe Grüße aus dem sonnigen Windhoek, eure Leni

Samstag, 6. September 2014

Erste Woche - erste Eindrücke

Hallo ihr Lieben,wie im Flug ist die erste Woche hier vergangen und ich kann immer noch nicht fassen, dass ich ein ganzes Jahr hier bleiben werde. Wir haben schon einiges unternommen und gesehen.

Angefangen haben wir mit Katutura, Windhoeks Armenviertel, der "Ort an dem wir nicht leben wollen". Wenn man aus dem wohlhabenden Stadtteil in dieses Viertel kommt ist man schon geschockt, denn das Leben dort ist ein ganz anderes als das, was man gewohnt ist. Die Schwarzen leben dort in Blechhütten, die sich kilometerweit über die Hügel erstrecken. Auch, wenn das irgendwie pervers klingt, aber etwas schönes, kunstvolles hat dieser Ort auf jeden Fall, aber dort leben möchte man wirklich nicht, denn Kriminalität und Leid sind dort an der Tagesordnung. Es wird geschätzt, dass Katutura das größte Viertel Windhoeks ist. Am belebtesten ist es auf jeden Fall mit zahlreichen Bars, Diskotheken und kleinen Straßenläden. Probiert haben wir natürlich auch das frische Fleisch, dass von den Männern dort an jeder Straßenecke gegrillt wird - lecker!

Als komplettes Kontrastprogramm dazu waren wir dann am nächsten Abend (bzw späten Nachmittag - die Sonne geht hier schon gegen 17:30 Uhr unter) zum Sundowner (Sonnenuntergang) auf der Dachterrassse des Hilton Hotels. Es war unglaublich schön und mit Blick über das Zentrum von Windhoek haben wir unser erstes Gläschen Wein hier genossen (oder für die Jungs: das erste Bier - nach deutschem Reinheitsgebot). Anschließend waren wir dann noch für einen Snack im Andy's, einer "Kneipe", die ebenso gut in jeder deutschen Stadt stehen könnte. Dadrin fühlt man sich absolut nicht so, als wäre man im 11.660 km entfernten Namibia.

Heute haben wir dann einen kleinen Ausflug in die Natur um uns herum gemacht. Es ist so unglaublich schön hier, dass man es überhaupt nicht fassen kann. Und dann hatten wir unseren zweiten Sundowner auf 1780m Höhe auf einem "Hügel" in Avis. Kein Wunder, dass das hier so gerne betrieben wird. Allerdings mussten wir danach schnell aufbrechen, weil es hier nach dem Sonnenuntergang super schnell kalt und dunkel wird und die Tiere dann aktiv werden. (Wundert euch nicht wegen den Fotos - ohne Hut geht hier gaaar nichts!)





Alle Leute sind hier unglaublich offen, hilfsbereit und man wird immer freundlich aufgenommen. Haben auch schon Leute kennengelernt, mit denen wir am Freitag auch schon tanzen waren. Erreichen tun die Namibier die Diskotheken präveriert mit Auto (Taxi ist zum Teil zu gefährlich) - und da kann es auch schon mal vorkommen, dass ein betrunkener Fahrer ein Auto, das eigentlich für fünf Personen ist, mit sechs bis sieben Personen fährt, in dem kein Mensch angeschnallt ist.
Wo wir gerade von Autos sprechen...so viele weiße und silberne (alte) Karren wie hier hab ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Und der Linksverkehr ist echt gewöhnungsbedürftig. Da bin ich echt mal gespannt wie das erste Mal selber fahren sein wird. Auch, weil es hier nicht die typische Rechts-vor-Links Regelung gibt. Hier gilt: das Auto, das zuerst an der Kreuzung ist, darf auch zuerst fahren. Erstaunlicherweise klappt das aber richtig gut.

Wenn das Internet es will, kommen morgen endlich ein paar Bilder von unserem Häuschen...
Liebe Grüße

Mittwoch, 3. September 2014

Mein Arbeitsbereich - das Hostel

Hallo,
damit ihr auf dem neusten Stand seid: gestern hatten wir eine kurze Konferenz, in der wir in unsere Arbeitsbereiche eingeteilt wurden. Antonia und ich sind beide im Hostel, also dem Kinderheim, was auf jeden Fall unser Favorit war. Felix arbeitet in der Afternoon Care. Wir werden zusätzlich auch noch einige Stunden Deutschunterricht für die Oberstufe geben, aber da wir durch das Heim sehr eingespannt sein werden, halten diese sich in Grenzen..

Was genau machen wir im Hostel?
Im Heim leben ca. 25 Schulkinder aller Altersklassen (1.-13. Klasse), die ein intaktes Familienleben oder einen zu langen Schulweg haben. Morgens müssen wir die Kinder wecken, Frühstück zubereiten und darauf achten, dass alle pünktlich und ordentlich zur Schule aufbrechen. Da der Unterricht hier schon um 7 Uhr beginnt (ja, ihr lest richtig!), werden die Kinder schon um 6 Uhr geweckt - was für uns heißt: spätestens um halb sechs aufstehen (ich muss aber dazu sagen, dass wir hier auch echt früh schlafen gehen, weil es so früh dunkel wird und man irgendwie immer müde ist...). Antonia und ich werden das allerdings unter uns aufteilen, sodass wir nicht beide immer so früh raus müssen.
Vormittags haben wir dann frei (oder sind in der Schule zum Deutsch unterrichten), bis zum Mittagessen, das wir zusammen mit den Kindern essen. Im Anschluss daran ist Mittagsruhe und Hausaufgabenbetreuung, bis wir dann am Abend wieder gemeinsam essen und die (jüngeren) Kinder ins Bett bringen.

Achso, vielleicht ganz interessant: im Hostel wird hauptsächlich Deutsch gesprochen, denn die Kinder lernen hier in der gesamten Unterstufe Deutsch. Nur wenige, also die, die erst in der Oberstufe dazugekommen sind, können kein/kaum Deutsch

Am Sonntag kommen die Hostelkinder aus den Ferien wieder und dann geht's los...bin sehr gespannt und hoffe, dass wir einen guten Draht zu ihnen haben werden...und sie uns nicht auf der Nase herumtanzen.

Ich lasse von mir hören, ganz liebe Grüße!

Dienstag, 2. September 2014

Abschied & Begrüßung - Unsere Anreise

Hallo ihr Lieben,
hier kommt der erste Post aus Namibia!

Am Sonntag, der Tag auf den ich seit Monaten gewartet hatte, wurde ich - komplett entspannt und total neugierig auf das, was mich erwarten würde - von meiner Familie und einigen Freunden, die alle tausend mal nervöser waren als ich selbst, tränenreich am Düsseldorfer Flughafen verabschiedet. Danke, dass ihr da wart, das hat mich sehr gefreut und ich werde euch wirklich vermissen!

Um 17 Uhr ging ich also zusammen mit Felix, meinem Mitfreiwilligen, durch die Sicherheitskontrolle. Dann hieß es erstmal warten, denn der Flug hatte (natürlich) Verspätung und so trafen wir eine halbe Stunde später an unserem ersten Stop in München ein, wo wir Antonia, die dritte im Bunde, trafen.
An dieser Stelle: eigentlich sind wir zu viert, aber Constantin hat sein Visum leider nicht rechtzeitig erhalten und darf nun erst in einigen Wochen, wenn das Visum da ist, kommen...Coco, wir leiden mit dir, vermissen dich und freuen uns auf dich!! Hoffentlich kommt alles schneller als gedacht.

Die ersten Schritte auf namibischem Boden
Vor dem Boarden in München
Nach weiteren zehn mehr oder weniger angenehmen Stunden Flug erreichten wir dann unsere zweite Etappe Johannesburg, wo wir direkt in das letzte Flugzeug unserer Reise stiegen: nach Windhoek.
Die zwei letzten Stunden vergingen wie im Flug (haha) und wir konnten schon einige Blicke auf Namibia erhaschen - nichts als trockenes, weites Land und ganz vereinzelt ein paar Häuschen, also wirklich ganz anders als in Deutschland. Der Flughafen in Windhoek ist so klein, dass man aus dem Flugzeug zu Fuß zum Flughafengebäude laufen kann. Dort verlief auch alles reibungslos, alle Koffer waren Gott sei Dank angekommen und bald wurden wir auch von Barbara, unserer Noch-Mentorin, abgeholt. Wirklich herzlich und offen wird man hier von allen in Empfang genommen, so wurden wir gestern Abend von unseren Mentoren und Mitarbeitern zum Essen eingeladen. Man fühlt sich rundum wohl und schon wie zuhause (vielleicht auch, weil hier in der Schule so viel Deutsch gesprochen wird...). Auf jeden Fall hatten wir einen super Start und ich bin extrem gespannt und freue mich auf das, was noch kommt. Auch, wenn ich mir bisher noch gar nicht vorstellen kann, dass ich nun 365 Tage hier leben und arbeiten werde, weil das Land einfach so komplett anders ist als Deutschland, nicht nur von der Landschaft (weiteres folgt).

Damit schließe ich jetzt auch diesen ersten Eintrag ab. Namibia ist so ganz anders als Deutschland und ich habe schon tausend neue Eindrücke, obwohl wir gerade mal zwei Tage da sind. Diese alle in einem Eintrag festzuhalten wäre viel zu viel (und zu lang), weshalb die nächsten Tage, wenn ich etwas Zeit finde, auch mehrere Einträge folgen werden.

Fühlt euch gedrückt, eure Leni

Blick aus dem Flugzeug auf Namibia
Blick aus dem Auto auf Windhoeks Umgebung