die ersten zwei Arbeitswochen sind jetzt rum und ich bereue meine Entscheidung ins Kinderheim gegangen zu sein kein bisschen. Nachdem Antonia und ich schon vorgewarnt wurden, dass die Kinder ihre Grenzen austesten würden und uns zum Teil sehr herausfordern werden, haben wir uns auf "das Härteste" eingestellt. Umso überraschter waren wir, dass alle total umgänglich und nett zu uns sind. Nett ist eigentlich viel zu wenig gesagt, alle haben uns total herzlich willkommen geheißen und von Tag zu Tag schließe ich sie mehr in mein Herz. Die Heimkinder sind super kontaktfreudig und -bedürftig; hier wird weit mehr gekuschelt als in Deutschland. Anfangs war es wirklich komisch, dass jemand, den du kaum kennst, dir so nah kommt, aber mittlerweile ist es ganz natürlich, dass du die Kinder morgens und mittags mit einer Umarmung begrüßt und abends mit einer Umarmung und "Ich hab dich lieb" ins Bett bringst. Außerdem stehen sie total auf unsere Haare und lieben es neue Frisuren auszuprobieren.
Ich hatte ja geschrieben, dass im Hostel hauptsächlich Deutsch gesprochen wird. So ganz stimmt das allerdings nicht. Untereinander reden die Kinder viel Damara (die Klick-Sprache) und Oshivambo oder aber Englisch. Lustig ist, wenn sie zwischen ihren Sprachen hin- und herswitchen (hallo Denglisch!) - da hört man dann oft so Satzkonstruktionen wie "I want some Wasser, ne?".
Während die Kiddies morgens in der Schule sind, haben wir unsere freie Zeit, die wir mit faulenzen, einkaufen oder Deutschunterricht vorbereiten und geben verbringen.
Wo ich gerade von DAF (Deutsch als Fremdsprache) spreche - das einzige, was mir noch etwas zu schaffen macht. Drei Stunden die Woche unterrichte ich fünf 9. Klässler, die alle erst seit einem Jahr Deutsch lernen. Irgendwie komme ich da nicht so rein und mir macht es auch nicht so viel Spaß. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass ich komplett auf mich allein gestellt bin und keinerlei Hinweise bekommen habe, was die Schüler schon gemacht haben und was ich ihnen beibringen soll. Wir haben zwar viel Material bei uns rumfliegen, aber trotzdem ist es schwer, die richtigen Aufgaben und Methoden rauszusuchen. Ich hoffe aber doch, dass das nur eine Anfangsunsicherheit ist und ich mit der Zeit immer mehr Spaß dran haben werde.
Unser eigentlicher Dienst im Hostel beginnt dann um 13 Uhr, wenn wir das Mittagessen aus der Küche holen, Tische decken und mit den Kindern essen. Besonders abwechslungsreich ist das Essen hier nicht: zu FLEISCH gibt es entweder Reis oder Nudeln und, wenn man Glück hat, noch etwas Salat oder Gemüse.
Nach dem Mittagessen sollen sich alle ruhig auf ihren Zimmern (die sie zu dritt, viert oder sogar zu siebt teilen) beschäftigen. Für uns gibt es ganz entspannte Stunden, in denen Antonia und ich auf der Couch sitzen, lesen, quatschen oder spielen können und dann gibt es auch nervenaufreibende Stunden, in denen die Kiddies einfach nicht ruhig sein wollen, tausend mal ermahnt werden müssen und wo du am Ende des Tages froh bist, wenn du endlich im Bett liegst. Diese Tage kommen aber eher selten vor. Im Anschluss daran sollen wir ihnen bei den Hausaufgaben helfen. Oder wir spielen alle zusammen Uno oder Twister. Die Kinder haben alle auch keine hohen Ansprüche und sind schon mit einfach Klatschspielen total zufrieden.
Beim Spülen wird oft rumgealbert - nicht selten endet das ganze in einer riesigen Wasserschlacht |
Um neun Uhr sollen dann auch die Älteren auf ihren Zimmern sein und dann haben auch wir endlich Feierabend. Oft fallen wir sofort müde ins Bett, auch, weil wir ja wieder um 5:45 Uhr aufstehen müssen, um die Mädels und Jungs zu wecken und ihnen Früstück zu machen.
Ob ihr es glaubt oder nicht, mit meinem sonst so einfachen Namen haben alle hier die größten Schwierigkeiten. In den wenigsten Fällen bin ich Leni, sondern Lenia, Lili, Lenni, Leonie, bis ich dann (fertig mit meiner Geduld) Lena akzeptiere. Ich selbst komme mit den neuen Namen erstaunlich gut zurecht und konnte alle nach zwei, drei Tagen richtig (jedenfalls hoffe ich das) ansprechen.
Und nicht nur die Hostelkinder, sondern auch die Hosteleltern Conni und Markus sind super lieb und irgendwie unsere Ersatzeltern hier. Wir sind ein gutes Team und man fühlt sich wirklich ernst genommen und super wohl. Auch, weil die beiden echt bemüht sind uns die Gegend zu zeigen und extrem darauf achten, dass wir nicht überarbeitet sind.
Auch, wenn die Kinder toll sind und wir gerne Zeit mit ihnen verbringen, sind wir dann doch froh, wenn sie am Wochenende nach Hause oder zu Freunden fahren und wir mal durchatmen und die freie Zeit genießen können.
Deshalb - euch ein schönes Wochenende, eure Leni