Freitag, 27. März 2015

Open Weekend

Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass am Wochenende eine schulische Veranstaltung stattfindet. Das bedeutet nicht nur, dass Samstags so einiges los ist, sondern auch, dass die Hostelkids oder auf jeden Fall ein Teil der Kinder für das Wochenende im Hostel bleibt.
Vor einigen Wochen war so schon das Sportsfestival (vergleichbar mit den Bundesjugendspielen): jedes Kind musste sich drei Disziplinen aussuchen, in denen es antreten wollte. Wir Freiwilligen haben dann beim Ausmessen, Aufschreiben, Aufbauen und sonstigen kleineren Aufgaben geholfen. Ganz am Ende gab es noch verschiedene Staffel, bei denen auch wir als "Team Hostel" angetreten sind. Auch wenn ich nichts mehr hasse als Sprinten, hatte ich wirklich Spaß. Denn unabhängig davon, wer gerade gelaufen ist, wurden die Teams von allen Kids lautstark angefeuert und unterstützt.

Letztes Wochenende stand dann das Trimesterfestival an. Dieser Tag bietet den Eltern die Möglichkeit einen Blick in die Klassenzimmer zu werfen. Außerdem zeigen alle Klassen, was sie in den vergangenen Wochen so gemacht haben: Flötenspielerei, eine kleine Vorschau auf das Theaterklassspiel, Gedichte, Lieder, Chemieexperiment, ...ein buntes Programm aus allem Möglichen.


Ganz zum Schluss wurden noch die Medaillen des Sportfestivals vergeben.
Natürlich gab es auch die typischen Essensstände mit Kuchen, belegten Brötchen oder (ganz namibisch) einem Braai-Stand, die auf keinem Schulfest fehlen dürfen.




Weil die Kinder das ganze Wochenende im Hostel verbrachten, sind wir mit ihnen am Tag davor zum Avis-Damm gelaufen. Da es erst die letzten Wochen so richtig angefangen hat zu regnen, hatte der Damm nicht so unglaublich viel Wasser, aber der Weg dorthin war schon das reinste Abenteuer. Gerade deshalb waren alle umso froher, als wir endlich ankamen. Mit kleinen Snacks und Obst haben wir uns entspannt ans Ufer gelegt, Fotos wurden gemacht, Krebse gesammelt und alles in allem haben wir alle den Tag sehr genossen.





Samstagabends nach dem Festival haben wir gebraait, alle zusammen gemütlich draußen gesessen und wirklich alle sind endlich mal satt und zufrieden ins Bett gegangen, nachdem wir noch einen Film angeschaut haben.
Alles in allem sind wir zwar sehr kaputt, aber unglaublich zufrieden aus dem Wochenende herausgegangen. Dass das ganze so gut und harmonisch verläuft, hätten wir uns niemals vorgestellt.

Allgemein habe ich aber - besonders seit wir von dem Seminar zurückgekehrt sind - das Gefühl, dass wir wirklich wertgeschätzt werden. Mein letzter Blogeintrag war vielleicht nicht ganz so optimistisch formuliert, doch ich will nochmal klarstellen, dass es mir hier wirklich gut geht. Die Liebe, die man so oft von den Kindern entgegengebracht bekommt, ist unglaublich und gerade gestern hat mir ein Mädchen (von dem ich das nebenbei niemals gedacht hätte) gesagt, dass ich von allen Volunteers ihre Lieblingsfreiwillige bin - sowas zu hören tut einfach gut und macht glücklich.

Donnerstag, 26. März 2015

Katutura

Ein großer Teil unseres Stimmungsumschwungs sind unsere neu gewonnenen sozialen Kontakte, mit denen wir gerade in der letzten Zeit super viel in unserer Freizeit unternehmen und die einem ein bisschen das Gefühl nehmen, im kleinsten Kaff der Welt zu leben.
Da es ziemlich schwer ist, in einer großen Gruppe neue Leute kennenzulernen, da man doch immer irgendwie unter sich bleibt, und die Namibier irgendwie eine ganz andere Mentalität gegenüber Freundschaft haben, ist es umso erleichternder, endlich mal wieder einen festen Freundeskreis zu haben, mit dem man regelmäßig etwas unternehmen kann.

Was ich aber eigentlich erzählen möchte, ist von letztem Wochenende.
Eine Freundin von uns kommt aus Katutura, Windhoeks Township. Sie ist Damara und lebt dort auch in einem Damara-Viertel.
Letzte Woche Sonntag hat sie uns eingeladen, mit ihr in die Kirche zu gehen.
Bevor es losging, hat sie uns noch mit zu sich nach Hause genommen. Das ganze war irgendwie ziemlich seltsam, da wir nicht ganz wussten wohin mit uns. In Katutura sieht man kaum weiße Menschen und somit war auch die Familie uns gegenüber sehr zurückhaltend, aber auch neugierig.
Unsere Freundin lebt in einem kleinen Haus mit ganz vielen kleinen Anbauten, Felix hat später erzählt, dass dort wohl 13 Menschen leben. Für mich unvorstellbar, da das ganze insgesamt vielleicht doppelt so groß war wie unser Häuschen (und das finde ich schon sehr klein für vier Menschen). Mindestens zu zweit teilen sich dort alle ein Zimmer, es gab eine kleine Küche und ein Wohnzimmer. Ein Auto besaß die Familie aber auch. Und auch, wenn ich glaube, dass sie zu den eher wohlhabenden Familien in Katutura gehört, fand ich das ganze schon sehr erschreckend bzw ungewohnt. Das ist ein ganz anderer Lebensstandard als bei uns.

In der Kirche dann wurden wir auch wieder sehr neugierig begutachtet. Mir ist das immer ein bisschen unangenehm so angesehen zu werden, auch wenn es ja eigentlich nicht böse gemeint ist. Ihr solltet vielleicht wissen, dass Kirche hier ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens ist, das heißt, dass alle in ihrer traditionellen Kleidung oder wenigstens im Kleid, Rock und Anzug erscheinen. Fast jeder hat eine eigene Bibel dabei und bei den Liedern, die von einem großen Chor unterstützt werden, schmettern alle mit Hingabe mit.
Der Gottesdienst wurde auf Damara und Afrikaans gehalten, weshalb wir kaum etwas verstehen konnten. Ein super freundlicher Mann hat uns dann aber angeboten, uns das Gesagte zu übersetzen.
Und so konnten wir feststellen, dass die Messe ziemlich anders war als bei uns...es wurde mit totaler Leidenschaft gepredigt und zwar nicht nur über Gott und die Kirche, sondern auch über sehr politische Themen.
Besonders nett fand ich auch, dass der Pfarrer uns persönlich Willkommen geheißen hat und ein paar (englische) Worte an uns gerichtet hat. Das nächste Mal würde er dann auch etwas mehr Englisch reden, hat er versprochen.

Um den typischen Katutura-Sonntag abzuschließen, sind wir anschließend noch auf den Kapana-Market gegangen. Ich weiß nicht, ob ich davon schon mal erzählt habe.

Kapana-Fleisch und Fatcookies
Das ganze dreht sich um Kapana - ein Gewürz, mit dem hier vor allem das Fleisch gewürzt wird. An verschiedenen Grills und Buden kann man sich frisch gegrilltes Rinderfleisch kaufen, Fatcookies, Hererobrot, Kapanasalat (besteht aus Tomaten, Zwiebeln, Kapana und Öl - unglaublich geil zu Fatcookies) oder auch Pap. Und das ganze für unglaublich wenig Geld. Das ganze ist sehr gesellig und mega lecker und so ziemlich die Lieblingsbeschäftigung aller (Kater)Namibier :-)

Grillen bei der Affenhitze




Gerade in diesem Moment sind meine Eltern hier in Windhoek gelandet. Ich freue mich schon sehr auf ihren Besuch und bin total gespannt wie es sein wird, sie nach so langer Zeit wiederzusehen. Die nächsten drei Wochenenden werde ich jedenfalls mit ihnen verbringen.


Ich wünsche euch ein schönes Wochenende, eure Leni

Mittwoch, 11. März 2015

Halbzeit

Hallo ihr Lieben,

die Zeit fliegt und ehe man sich versieht ist schon Halbzeit.
Auch wenn noch ein paar Monate vor mir liegen, beschäftigt mich der Gedanke an den Abschied in letzter Zeit immer öfter. Mir sind die Kids und auch meine lieben Mitbewohner so ans Herz gewachsen, dass ich mir gar nicht vorstellen will wie der Abschied sein wird.

Total bewusst ist mir das letzte Woche auf dem Zwischenseminar in Südafrika geworden.
Einerseits ein schöner Anlass, um Freunde wiederzusehen. Andererseits auch etwas bedrückend, da mir gerade in dieser Zeit bewusst geworden ist wie schnell das vergangene halbe Jahr umgegangen ist und wie schnell dann wohl die restlichen Monate vergehen werden.

Das Seminar fand auf einer schönen Farm ca zwei Stunden von Kapstadt entfernt mitten im Nirgendwo statt.


Auch, wenn es mir oft so vorkam, dass bestimmte Sachen ohne Sinn besprochen oder vorbereitet wurden, war das Seminar doch teilweise sehr interessant. Hauptsächlich ging es um die Reflektion der vergangen Monate. Sonst eigentlich nie ganz allein, gab das Seminar einem eine gute Möglichkeit, sich endlich mal konzentriert Gedanken über seine Zeit zu machen. Eine Nacht, die wir ganz allein im Freien verbringen sollten, bat sich da besonders gut an und zeigte mir auch, dass ich eigentlich doch mehr kann als ich mir immer zutraue.
Für mich persönlich hat das Seminar jedoch bewirkt, dass ich mich immer mehr frage, ob ich mich für die richtige Dienststelle entschieden habe. Schon vorher hatte ich immer öfter kleinere Zweifel, doch als ich dann gehört und gesehen habe wo die anderen Freiwilligen so arbeiten, hat sich das ganze noch verstärkt.

Da ich die Tage nach dem Seminar noch in Kapstadt bei Freunden verbracht habe, bot sich mir auch die Gelegenheit mit zwei Leuten in ihre Educares (Kindergärten) mitzugehen.
Diese befinden sich alle in Kapstadts Townships und sind so ganz anders als die Kindergärten, die man so von Zuhause kennt. Zum Teil befinden sie sich in kleinen Steinhäusern oder Blechhütten. Viele haben nur einen Mini Außenbereich. In vielen Kindergärten gibt es nur sehr wenig Spielzeug...und trotzdem wirken die Kinder glücklich.

Der erste Kindergarten, den ich besucht habe, liegt in Khayelitsha. Das schwierige hier ist, dass eigentlich alle Kinder nur Xhosa sprechen und so die Kommunikation fast gar nicht möglich ist. Und trotzdem war die Atmosphäre sehr schön und es war toll wie sich die Kinder mit "Teacher Teacher, Shap" auf einen gestürzt haben und kuscheln wollten.
Noch besser hat mir aber der zweite, muslimische, Kindergarten gefallen. Dieser ist mit ca. 20 Kindern recht klein, ziemlich familiär und befindet sich im Wohnhaus der Principal.  Außerdem können die Kinder alle Englisch sprechen. Was ich dort toll fand war wie die Kinder in der Lage waren sich mit ganz wenig so genügsam, brav und voller Freude selbst zu beschäftigen und wie liebevoll die Erzieherinnen mit den Kindern umgehen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich hier ein bisschen wie im Paradies gefühlt und den Tag sehr genossen habe. Danach war ich einfach glücklich - die Kinder waren einfach so unglaublich goldig.

Nicht ohne Grund habe ich mich bei meiner Wahl für Afrika entschieden, doch Windhoek und besonders die Waldorfschule fühlen sich so gar nicht afrikanisch an. Ich will mich aber gar nicht beschweren, denn eigentlich war oder hätte es mir auch vorher bewusst sein sollen, dass hier Deutsch gelernt wird (auch, wenn ich persönlich das als nicht ganz so sinnvoll ansehe, da die Kinder bereits mit mindestens drei anderen Sprachen aufwachsen. Daraus folgt, dass kaum jemand eine Sprache perfekt beherrscht, sondern alle nur so lala).
Darüber hinaus stört mich sehr wie unzufrieden (und oft auch undankbar) die meisten (vor allem älteren) Kinder hier sind. Ich habe oft das Gefühl, dass alle zwanghaft nach einem Grund suchen, um zu meckern und sich gegen irgendwen zu verbünden. Viele Kinder wissen gar nicht wie gut es ihnen eigentlich geht...

Als Fazit aus den zwei Besuchen habe ich gezogen, dass mir eine Arbeit im Township oder wenigstens an einem Ort, wo man wirklich gebraucht wird und nachhaltig etwas ändern kann wohl besser gefallen hätte - ob im Kindergarten, in der Schule oder auch eben im Hostel.

Was nicht heißt, dass es mir in Namibia nicht auch gut gefällt. Ich fühle mich schon wohl. Wir haben einen guten Draht zu den Kindern und ich liebe, dass ich die Kinder und all ihre Eigenheiten so gut kenne. Und zu guter Letzt weiß ich auch sehr zu schätzen, wie Namibia mich schon geformt und verändert hat - zum positiven! Wer mich kennt weiß, dass nichts ohne Grund passiert...ich bin wahrscheinlich schon richtig hier. Außerdem; als Außenstehender sieht ja sowieso alles andere immer besser aus als das, was man selbst hat - wer weiß wie zufrieden ich letztendlich in einer anderen Dienststelle wäre.

Und auch, wenn ich im Moment einen kleinen Durchhänger habe und etwas unzufrieden bin, weiß ich doch, dass es mir hier gut geht. Nach der Woche, in der wir gefehlt haben, war es wirklich schön zurückzukommen, denn alle haben uns unglaublich freudig begrüßt und haben uns (unerwarteterweise) gezeigt, dass man selbst und seine Arbeit doch gesehen und geschätzt wird. Es sind halt die kleinen Gesten, die einem am meisten geben.